Seoul - faszinierende Hauptstadt Südkoreas
Reisebericht
Südkorea – da denken wir unweigerlich an Smartphones, Flachbild-TVs, Autos und die nächste Winterolympiade. Aber wem fällt spontan der Name der Hauptstadt ein? Den Sportbegeisterten ist Seoul zumindest noch durch die olympischen Sommerspiele 1988 ein Begriff. Südkorea ist jedoch eher bekannt als hoch technisierter Industriestandort denn als Urlaubsziel. Damit tut man dem Land allerdings mehr als unrecht: Hier gibt es viel Spannendes, Interessantes und Faszinierendes zu entdecken – und das gilt auch für Seoul.
Die Hauptstadt von Südkorea (offiziell „Republik Korea“ und nicht zu verwechseln mit dem kommunistischen Nordkorea) zählt rund 10 Millionen Einwohner und ist damit die mit Abstand größte Stadt in dem ostasiatischen Staat. In Seoul und der umgebenden Metropolregion Sudogwon wohnen ca. 26 Millionen Menschen und damit knapp die Hälfte der Bevölkerung Südkoreas. Seoul ist das kulturelle, finanzielle und bildungspolitische Zentrum des Landes
Auf dem Incheon International Airport (http://www.airport.kr/pa/en/a/index.jsp) vor den Toren von Seoul beginnt und endet normalerweise jeder Südkorea-Aufenthalt. Der Flughafen wird zur Zeit massiv ausgebaut, so dass demnächst mit einem neuen hochmodernen Terminal zu rechnen ist. Der Flug ab Frankfurt mit dem Airbus A380 der Lufthansa geht recht fix über die Bühne – entgegen der Ankündigung bleibt die Flugzeit mit ca. 9,5 Stunden deutlich unter der veranschlagten Zeit von über 10 Stunden. Die Einreise verläuft sehr schnell und unkompliziert, und direkt an den Gepäckbändern befindet sich eine kleine Wechselstube – hier sollte man unbedingt einige Euro in die Landeswährung Won umtauschen, da man im vom internationalen Tourismus noch ziemlich unentdeckten Südkorea nur selten auf weitere Wechselmöglichkeiten trifft und das Beschaffen von Bargeld am Bankautomaten via Kreditkarte auch nur begrenzt funktioniert – in Südkorea ist man auf ausländische Urlauber noch nicht so recht eingestellt.
Im Vorfeld hatten wir über unser Hotel einen Transferservice gebucht, der uns die Suche nach einem geeigneten Taxi erspart. Nach einer Stunde erreichen wir vom Flughafen Incheon die Innenstadt von Soul. Alternativ ist der Airport Railroad Express (AREX) (http://www.airport.kr/pa/en/a/3/1/2/index.jsp) zu empfehlen – dieser Express-Zug verbindet den Flughafen mit der Hauptbahnhof Seoul ohne Zwischenhalte in einer Dreiviertelstunde.
Zuerst zu den Palästen
Unser Hotel liegt im nördlichen Teil von Seoul im historisch geprägten Stadtteil Jongno-gu. Ein erster kleiner Rundgang führt uns zum Gyeongbokgung Palace (Eintritt 3000 Won = ca. 2,40 Euro). Dabei handelt es sich – wie auch bei den anderen Palästen in Seoul – nicht um einen prunkvollen Palast im europäischen Sinne, sondern eher um eine weitläufige Anlage mit vielen Gebäuden, die eher an asiatische Tempel erinnern. Um zum nächsten Palast, der UNESCO-Welterbestätte Changdeokgung Palace, zu gelangen, durchqueren wir das Viertel Bukchon mit dem Bukchon Hanok Village, einem aus kleinen Gasthäusern im alten Hanok-Stil und winzigen Lädchen bestehenden sehenswerten „Dorf im Viertel“. Der Changdeokgung Palace ist ebenfalls sehenswert, unterscheidet sich aber für das westliche Auge nicht wesentlich vom Gyeongbokgung Palace. An den Palast schließen sich noch der aufpreispflichtige Secret Garden und ein weiterer Palast, der Changgyeonggung Palace, an.
Auf dem Rückweg zum Hotel schlendern wir durch die Insa-dong Street, eine sehr bunte und belebte Straße mit tollen Gebäuden, einigen schmucken Kunstläden und vielen Souvenirgeschäften, Cafés und Restaurants. Vom Hotel aus machen wir noch einen Abstecher zum Cheonggyecheon Stream, einem künstlich angelegten Fluss, der am Gwanghwamun Platz beginnt und sich abends mit Leben füllt: hier kann man mitten im Großstadtgetümmel gemütlich am befestigten „Flussufer“ entlangflanieren, einer Wasserfontänen-Show beiwohnen, die tolle abendliche Beleuchtung bewundern und Künstlern bei Darbietungen zusehen - eine tolle Location, die vor allem bei schönem Wetter zahlreiche Einheimische und Touristen magisch anzieht.
Shopping und Design
Am nächsten Tag entdecken wir die stylische Seite von Seoul. Wir knüpfen uns zunächst das Viertel Myeong-dong mitten in Seoul vor – hier gibt es zwei große Kaufhaus-Komplexe und auch sehenswerte Märkte. Wir starten am Lotte Departement Store, das vor allem im Bereich Damenmode im 1. Obergeschoss einige außerhalb Südkoreas eher unbekannte Modelabel beherbergt. Im angeschlossenen Luxuskaufhaus Avenuel findet man lediglich sehr teure westliche Marken, die auch in vielen anderen Großstädten weltweit anzutreffen sind. Es zieht uns anschließend ein paar Straßen weiter zum Shinsegae Departement Store, das sich ebenfalls als austauschbares Luxuskaufhaus entpuppt. Interessanter ist da schon der Namdaemun Market mit seinen vielen kleinen Läden in größtenteils überdachten Passagen – hier findet man zwar einige Imitate und Billigartikel, aber bei genauerem Hinsehen ist auch das ein oder andere Schnäppchen v.a. im Bereich Modeschmuck zu machen.
Anschließend geht es von der nahen Subway-Station Hoehyeon mit der modernen U-Bahn zum zwei Stationen entfernten Korea House (an der Station Chungmuro). In diesem Kulturzentrum befindet sich u.a. ein koreanisches Restaurant (das zu unserem Bedauern nachmittags geschlossen ist) und ein kleiner, aber feiner Souvenirshop mit geschmackvollen koreanischen Erzeugnissen.
Wir fahren mit der U-Bahn eine Station weiter (Dongdaemun History & Culture Park) und stehen kurz darauf vor einem architektonischen Meisterwerk: Dongdaemun Design Plaza (DDP). Dieser beeindruckende Bau wurde 2014 nach langer Planungs- und Bauzeit eröffnet und besteht aus verschiedenen Bereichen: Design Lab, Museum und Art Hall. Das Design Lab beherbergt tolle Design-Shops, außerdem sind im Komplex „Art Hall“ einige Modeboutiquen und Restaurants mit überwiegend koreanischer Küche untergebracht. Wir entscheiden uns für das Restaurant N-Table, in dem es für ca. 14.000 Won (= ca. 11 Euro) ein koreanisches Mittagsbüffet inkl. Getränke und Rindfleisch-Kochen im Tisch-Wok angeboten wird – angesichts der Fülle der Speisen wird uns die koreanische Küche hier zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis näher gebracht.
Ganz in der Nähe des DDP befinden sich weitere Modekaufhäuser, von denen v.a. Lotte Fitin und der Doosan Tower einen genaueren Blick lohnen. Anschließend geht es von der nahe gelegenen Subway-Station Dongdaemun zurück zum Hotel.
Gangnam Style
Am folgenden Tag erkunden wir die südliche Seite des Flusses Hangang, der durch die Stadt fließt, und durchkämmen mehrere Einkaufs- und Ausgehviertel innerhalb des Stadtteils Gangnam, der durch den Nr. 1 Hit „Gangnam Style“ des südkoreanischen Rappers Psy große Bekanntheit erlangt hat. Wir erreichen den Stadtteil bequem mit der U-Bahn.
Zunächst steht Sinsa-dong auf dem Plan – hier befindet sich zwischen den großen Straßen Apgujeong-ro und Dosan-daero die Seitenstraße Apgujeong-ro 12 / Dosan-daero 13. In dieser attraktiven Shoppingmeile sind einheimische und internationale Modelabel sowie zahlreiche Cafés und Galerien zu Hause – hier können Fashionistas ihr Hobby genüsslich ausleben. In den Vierteln Apgujeong-dong und Cheongdam-dong ist zum einen ein besuchenswerter Teil der Rodeo Street mit vielen Luxusboutiquen und abends toll beleuchteten Gebäuden zu finden, zum anderen haben sich hier das große Luxus-Kaufhaus Galleria und viele Designerläden angesiedelt. Wer hier im großen Stil einkaufen möchte, sollte über ein gut gefülltes Bankkonto verfügen.
Im südlichen Teil von Gangnam liegt das Ausgehviertel Gangnam Station, das sich zwischen den U-Bahn-Stationen Gangnam (Linie 2) und Shinnonhyeon (Linie 9) erstreckt und vor allem abends eine tolle Atmosphäre mit farbenfroher Neonbeleuchtung bietet, mit der die zahlreichen Clubs und Bars um die Gunst der Nachtschwärmer buhlen. Direkt an der Station Gangnam liegt auch das Samsung-Hauptgebäude mit einer futuristischen Ausstellung (Samsung d’light) und einem großen Shop mit allen aktuellen Produkten nebst Zubehör aus der digitalen Welt von Samsung.
Am östlichen Rand von Gangnam ist das World Trade Center beheimatet - und ist mit seiner futuristischen Fassade nicht alleine: Auch bei einigen andere Hochhäusern ringsum hatten die Architekten scheinbar einige Freiheiten in der Gestaltung. Im Zentrum dieser beeindruckenden architektonischen Experimente liegt COEX, ein Einkaufs- und Ausstellungskomplex mit der größten Untergrund-Shoppingmall in ganz Asien und der größten Ausstellungsfläche in Südkorea.
Von hier aus nehmen wir an der Station Samseong (World Trade Center Seoul) die U-Bahn und fahren mit der Linie 2 drei Stationen weiter in den Stadtteil Jamsil mit der im wahrsten Sinne des Wortes überragenden Lotte World des multinationalen, in Südkorea beheimateten Konzerns Lotte. Hierzu zählen u.a. der Lotte World Tower, mit 555 Metern eines der höchsten Gebäude der Welt, die Lotte World Mall, der Lotte Departement Store, das Lotte Hotel und der weltgrößte Indoor-Freizeitpark Lotte World Adventure. In der Lotte World Mall befindet sich das Hard Rock Café Seoul, das all jenen ans Herz gelegt sei, die eine amerikanische Abwechslung zum koreanischen Essen suchen.
Den Abschluss unseres ereignisreichen Tages jenseits des Flusses bildet die Banpo Moonlight Rainbow Fountain. Von der Banpodaegyo Brücke werden durch zahlreiche Wasserdüsen Fontänen über den Fluss Hangang geschossen und so gesteuert, dass sich im Zusammenspiel mit farbigen Scheinwerfern Regenbogeneffekte ergeben. Dazu erklingen im Banpo Hangang Park am Flussufer (von dem aus man die beste Sicht auf die Wassershow hat) getragene Lieder wie El Condor Pasa von Simon & Garfunkel. Dies alles hört sich spektakulärer an als es in Wirklichkeit ist, aber die Atmosphäre im Park ist wirklich schön. Zudem tragen zwei große, bunt beleuchtete Gebäude auf kleinen Inseln im Fluss Hangang mit ihren Farbwechseln zur Stimmung positiv bei.
Zurück zum Hotel geht es mit einem Taxi. Auch wenn die Strecke innerhalb der Stadt weiter ist, halten sich die Kosten für eine Taxifahrt in angenehm niedrigen Grenzen.
Unser Aussichtstipp: N Seoul Tower
Den besten Blick über die faszinierende Metropole erhascht man auf dem Fernsehturm N Seoul Tower (http://www.nseoultower.co.kr/eng/) auf dem Berg Namsan mitten in der Stadt. Hierfür empfehlen sich die späten Nachmittags- bzw. frühen Abendstunden, wenn die Sonne über Seoul untergeht und das Lichtermeer seine faszinierende Wirkung voll entfalten kann. Mit dem Taxi gelangt man bis zur Talstation der Seilbahn – der Weg hinauf zum N Seoul Tower ist für den allgemeinen Autoverkehr gesperrt. Per Seilbahn zum Turm hinaufzufahren, ist jedoch an einem Wochenende leichter gesagt als getan. Bei unserer Ankunft an der Talstation herrscht bereits ein großer Menschenandrang, der lange Wartezeiten von weit über einer Stunde befürchten lässt – auf unsere Idee scheinen auch viele andere Touristen gekommen zu sein! Bleibt nur eine sinnvolle Alternative: In der Nähe der Talstation beginnt ein 1,2 km langer Weg hinauf zum N Seoul Tower, der über zahllose Treppen führt und somit wesentlich anstrengender, aber trotzdem schneller ist als das langwierige Anstehen an der Seilbahn. Wir quälen uns also die nicht enden wollenden Treppen hinauf zum N Seoul Tower, werden dafür aber mit einer grandiosen Aussicht auf die Millionenstadt und ihre Lichterpracht mehr als entschädigt – die Mühe hat sich gelohnt!
Wer übrigens diesen besonderen Abend mit einem angemessenen Essen krönen möchte, sollte in einem der drei Restaurants des N Seoul Tower rechtzeitig einen Tisch reservieren. Hier kann man zwischen einem koreanischen, italienischen oder höherpreisigen französischen Restaurant wählen – Aussicht jeweils inklusive. Oder man genießt einfach nur einen Cocktail in der Sky Lounge namens „N Terrace“.
Unser Übernachtungstipp Nr. 1: Four Seasons Hotel Seoul
Das 5-Sterne-Hotel im Stadtteil Jongno-gu hat erst im Jahr 2015 seine Türen geöffnet, und wir konnten von einem Eröffnungsangebot profitieren – die Standardpreise des Hotels sind ziemlich gehoben! Schon in der Lobby zeigt sich, wo die Reise hingehen wird: Alles ist edel ausgestattet, das Flair ist zeitlos elegant, und die Zimmer sind mit allem eingerichtet, was das Leben im Hotel sehr angenehm macht. Wir haben die Executive Suite gebucht, die für bis zu vier Personen geeignet ist – hier gibt es zusätzlich zu den übrigen Annehmlichkeiten einen umwerfenden Blick auf den Gyeongbokgung Palace und einen Zugang zum exklusiven Executive Club mit angeschlossener Lounge. Dort werden morgens das kleine, aber feine Frühstücksbüffet, am frühen Nachmittag der Afternoon Tea und danach sehr leckere Hors d’oeuvres mit freien Getränken (u.a. Cocktails) bis in den Abend hinein serviert. Zu den weiteren Leistungen im Rahmen der Buchung einer Executive Suite zählen ein unbegrenzter kostenloser Zugang zum Highspeed Internet, ein Bügelservice und Valet Parking über Nacht.
Die Suite bietet sehr viele Annehmlichkeiten: eigenständiger Wohnbereich (inkl. großem Sofa-Bett) und separates Schlafzimmer mit jeweils eigenem großem LCD-Bildschirm, Badezimmer mit Badewanne (mit ebenfalls tollem Blick durch die vom Boden zur Decke reichenden Fenster) und ausgefeilter Toilette mit vielen Zusatzfunktionen (Sitzheizung, Bidet u.a.), Kaffee-Kapselmaschine u.v.m.
Außerdem verfügt das Hotel über einen ausgedehnten Fitnessbereich mit unzähligen Fitnessgeräten und eine große Schwimmhalle mit Whirlpool.
Unser Übernachtungstipp Nr. 2: Rakkojae Seoul
Wer auf der Suche nach einer ganz besonderen, landestypischen Unterkunft ist, der landet unweigerlich in einem Hanok, dem Pendant zum japanischen Ryokan. Das Rakkojae Hanok liegt im dazu passenden Viertel von Seoul: im Bukchon Hanok Village im Stadtteil Jongno-gu zwischen zwei großen Palastanlagen. Vom angepriesenen „luxuriösen“ Hanok kann jedoch keine Rede sein: vielleicht komfortabler als andere Hanoks wegen Klimaanlage, LCD-TV, Safe und Kühlschrank, aber keinesfalls Luxus – und vom Innenausbau her lassen die Liebe zum Detail und schlussendlich auch die Sauberkeit zu wünschen übrig. Wir haben das separate Haus gebucht, das über zwei Schlafzimmer, zwei Bäder und ein „Wohnzimmer“ verfügt. Die Zimmer könnten kaum kärglicher ausgestattet sein: auf dem Fußboden liegende Matratze(n), Kommode – fertig! Im Wohnzimmer ist es nicht viel anders – ein halbhoher Tisch mit vier Stühlen (Platznehmen im Schneidersitz), Klimaanlage und zwei Schränke – das war’s! All dies hätten wir noch akzeptiert, aber für den gehobenen Preis hätten wir beim Pflegezustand des Hanoks mehr erwartet. Zumindest ist es originell und liegt zudem günstig für Unternehmungen in der Stadt; so ist die nächste U-Bahn-Station nur rund 200 Meter entfernt.
Unser Fazit
Seoul ist eine faszinierende Stadt mit einer großen Palette an entdeckenswerten Bauten und Einrichtungen zwischen Moderne, Stil und Tradition. Der Mix aus digitaler Welt und analogem Lebensgefühl hat uns in seinen Bann gezogen. Was uns zusätzlich beeindruckt hat: Die Südkoreaner sind ein überaus freundliches und zuvorkommendes Volk, und wir haben uns zu jeder Zeit sicher und geborgen gefühlt – nicht umsonst gilt Seoul als eine der sichersten Städte weltweit. Auch wenn die Verständigung bisweilen nur mit Händen und Füßen funktioniert, kamen wir immer zum Ziel. Wir können Seoul, aber auch ganz Südkorea, allen wärmstens empfehlen, die ein besonderes, noch nicht touristisch überladenes Reiseziel suchen und bereit sind, die Urlaubsplanung in weitgehender Abwesenheit von Pauschalreisen selbst in die Hand zu nehmen. Die Mühe lohnt sich auf jeden Fall!
Mehr Links zum Thema:Die Hauptstadt von Südkorea (offiziell „Republik Korea“ und nicht zu verwechseln mit dem kommunistischen Nordkorea) zählt rund 10 Millionen Einwohner und ist damit die mit Abstand größte Stadt in dem ostasiatischen Staat. In Seoul und der umgebenden Metropolregion Sudogwon wohnen ca. 26 Millionen Menschen und damit knapp die Hälfte der Bevölkerung Südkoreas. Seoul ist das kulturelle, finanzielle und bildungspolitische Zentrum des Landes
Auf dem Incheon International Airport (http://www.airport.kr/pa/en/a/index.jsp) vor den Toren von Seoul beginnt und endet normalerweise jeder Südkorea-Aufenthalt. Der Flughafen wird zur Zeit massiv ausgebaut, so dass demnächst mit einem neuen hochmodernen Terminal zu rechnen ist. Der Flug ab Frankfurt mit dem Airbus A380 der Lufthansa geht recht fix über die Bühne – entgegen der Ankündigung bleibt die Flugzeit mit ca. 9,5 Stunden deutlich unter der veranschlagten Zeit von über 10 Stunden. Die Einreise verläuft sehr schnell und unkompliziert, und direkt an den Gepäckbändern befindet sich eine kleine Wechselstube – hier sollte man unbedingt einige Euro in die Landeswährung Won umtauschen, da man im vom internationalen Tourismus noch ziemlich unentdeckten Südkorea nur selten auf weitere Wechselmöglichkeiten trifft und das Beschaffen von Bargeld am Bankautomaten via Kreditkarte auch nur begrenzt funktioniert – in Südkorea ist man auf ausländische Urlauber noch nicht so recht eingestellt.
Im Vorfeld hatten wir über unser Hotel einen Transferservice gebucht, der uns die Suche nach einem geeigneten Taxi erspart. Nach einer Stunde erreichen wir vom Flughafen Incheon die Innenstadt von Soul. Alternativ ist der Airport Railroad Express (AREX) (http://www.airport.kr/pa/en/a/3/1/2/index.jsp) zu empfehlen – dieser Express-Zug verbindet den Flughafen mit der Hauptbahnhof Seoul ohne Zwischenhalte in einer Dreiviertelstunde.
Zuerst zu den Palästen
Unser Hotel liegt im nördlichen Teil von Seoul im historisch geprägten Stadtteil Jongno-gu. Ein erster kleiner Rundgang führt uns zum Gyeongbokgung Palace (Eintritt 3000 Won = ca. 2,40 Euro). Dabei handelt es sich – wie auch bei den anderen Palästen in Seoul – nicht um einen prunkvollen Palast im europäischen Sinne, sondern eher um eine weitläufige Anlage mit vielen Gebäuden, die eher an asiatische Tempel erinnern. Um zum nächsten Palast, der UNESCO-Welterbestätte Changdeokgung Palace, zu gelangen, durchqueren wir das Viertel Bukchon mit dem Bukchon Hanok Village, einem aus kleinen Gasthäusern im alten Hanok-Stil und winzigen Lädchen bestehenden sehenswerten „Dorf im Viertel“. Der Changdeokgung Palace ist ebenfalls sehenswert, unterscheidet sich aber für das westliche Auge nicht wesentlich vom Gyeongbokgung Palace. An den Palast schließen sich noch der aufpreispflichtige Secret Garden und ein weiterer Palast, der Changgyeonggung Palace, an.
Auf dem Rückweg zum Hotel schlendern wir durch die Insa-dong Street, eine sehr bunte und belebte Straße mit tollen Gebäuden, einigen schmucken Kunstläden und vielen Souvenirgeschäften, Cafés und Restaurants. Vom Hotel aus machen wir noch einen Abstecher zum Cheonggyecheon Stream, einem künstlich angelegten Fluss, der am Gwanghwamun Platz beginnt und sich abends mit Leben füllt: hier kann man mitten im Großstadtgetümmel gemütlich am befestigten „Flussufer“ entlangflanieren, einer Wasserfontänen-Show beiwohnen, die tolle abendliche Beleuchtung bewundern und Künstlern bei Darbietungen zusehen - eine tolle Location, die vor allem bei schönem Wetter zahlreiche Einheimische und Touristen magisch anzieht.
Shopping und Design
Am nächsten Tag entdecken wir die stylische Seite von Seoul. Wir knüpfen uns zunächst das Viertel Myeong-dong mitten in Seoul vor – hier gibt es zwei große Kaufhaus-Komplexe und auch sehenswerte Märkte. Wir starten am Lotte Departement Store, das vor allem im Bereich Damenmode im 1. Obergeschoss einige außerhalb Südkoreas eher unbekannte Modelabel beherbergt. Im angeschlossenen Luxuskaufhaus Avenuel findet man lediglich sehr teure westliche Marken, die auch in vielen anderen Großstädten weltweit anzutreffen sind. Es zieht uns anschließend ein paar Straßen weiter zum Shinsegae Departement Store, das sich ebenfalls als austauschbares Luxuskaufhaus entpuppt. Interessanter ist da schon der Namdaemun Market mit seinen vielen kleinen Läden in größtenteils überdachten Passagen – hier findet man zwar einige Imitate und Billigartikel, aber bei genauerem Hinsehen ist auch das ein oder andere Schnäppchen v.a. im Bereich Modeschmuck zu machen.
Anschließend geht es von der nahen Subway-Station Hoehyeon mit der modernen U-Bahn zum zwei Stationen entfernten Korea House (an der Station Chungmuro). In diesem Kulturzentrum befindet sich u.a. ein koreanisches Restaurant (das zu unserem Bedauern nachmittags geschlossen ist) und ein kleiner, aber feiner Souvenirshop mit geschmackvollen koreanischen Erzeugnissen.
Wir fahren mit der U-Bahn eine Station weiter (Dongdaemun History & Culture Park) und stehen kurz darauf vor einem architektonischen Meisterwerk: Dongdaemun Design Plaza (DDP). Dieser beeindruckende Bau wurde 2014 nach langer Planungs- und Bauzeit eröffnet und besteht aus verschiedenen Bereichen: Design Lab, Museum und Art Hall. Das Design Lab beherbergt tolle Design-Shops, außerdem sind im Komplex „Art Hall“ einige Modeboutiquen und Restaurants mit überwiegend koreanischer Küche untergebracht. Wir entscheiden uns für das Restaurant N-Table, in dem es für ca. 14.000 Won (= ca. 11 Euro) ein koreanisches Mittagsbüffet inkl. Getränke und Rindfleisch-Kochen im Tisch-Wok angeboten wird – angesichts der Fülle der Speisen wird uns die koreanische Küche hier zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis näher gebracht.
Ganz in der Nähe des DDP befinden sich weitere Modekaufhäuser, von denen v.a. Lotte Fitin und der Doosan Tower einen genaueren Blick lohnen. Anschließend geht es von der nahe gelegenen Subway-Station Dongdaemun zurück zum Hotel.
Gangnam Style
Am folgenden Tag erkunden wir die südliche Seite des Flusses Hangang, der durch die Stadt fließt, und durchkämmen mehrere Einkaufs- und Ausgehviertel innerhalb des Stadtteils Gangnam, der durch den Nr. 1 Hit „Gangnam Style“ des südkoreanischen Rappers Psy große Bekanntheit erlangt hat. Wir erreichen den Stadtteil bequem mit der U-Bahn.
Zunächst steht Sinsa-dong auf dem Plan – hier befindet sich zwischen den großen Straßen Apgujeong-ro und Dosan-daero die Seitenstraße Apgujeong-ro 12 / Dosan-daero 13. In dieser attraktiven Shoppingmeile sind einheimische und internationale Modelabel sowie zahlreiche Cafés und Galerien zu Hause – hier können Fashionistas ihr Hobby genüsslich ausleben. In den Vierteln Apgujeong-dong und Cheongdam-dong ist zum einen ein besuchenswerter Teil der Rodeo Street mit vielen Luxusboutiquen und abends toll beleuchteten Gebäuden zu finden, zum anderen haben sich hier das große Luxus-Kaufhaus Galleria und viele Designerläden angesiedelt. Wer hier im großen Stil einkaufen möchte, sollte über ein gut gefülltes Bankkonto verfügen.
Im südlichen Teil von Gangnam liegt das Ausgehviertel Gangnam Station, das sich zwischen den U-Bahn-Stationen Gangnam (Linie 2) und Shinnonhyeon (Linie 9) erstreckt und vor allem abends eine tolle Atmosphäre mit farbenfroher Neonbeleuchtung bietet, mit der die zahlreichen Clubs und Bars um die Gunst der Nachtschwärmer buhlen. Direkt an der Station Gangnam liegt auch das Samsung-Hauptgebäude mit einer futuristischen Ausstellung (Samsung d’light) und einem großen Shop mit allen aktuellen Produkten nebst Zubehör aus der digitalen Welt von Samsung.
Am östlichen Rand von Gangnam ist das World Trade Center beheimatet - und ist mit seiner futuristischen Fassade nicht alleine: Auch bei einigen andere Hochhäusern ringsum hatten die Architekten scheinbar einige Freiheiten in der Gestaltung. Im Zentrum dieser beeindruckenden architektonischen Experimente liegt COEX, ein Einkaufs- und Ausstellungskomplex mit der größten Untergrund-Shoppingmall in ganz Asien und der größten Ausstellungsfläche in Südkorea.
Von hier aus nehmen wir an der Station Samseong (World Trade Center Seoul) die U-Bahn und fahren mit der Linie 2 drei Stationen weiter in den Stadtteil Jamsil mit der im wahrsten Sinne des Wortes überragenden Lotte World des multinationalen, in Südkorea beheimateten Konzerns Lotte. Hierzu zählen u.a. der Lotte World Tower, mit 555 Metern eines der höchsten Gebäude der Welt, die Lotte World Mall, der Lotte Departement Store, das Lotte Hotel und der weltgrößte Indoor-Freizeitpark Lotte World Adventure. In der Lotte World Mall befindet sich das Hard Rock Café Seoul, das all jenen ans Herz gelegt sei, die eine amerikanische Abwechslung zum koreanischen Essen suchen.
Den Abschluss unseres ereignisreichen Tages jenseits des Flusses bildet die Banpo Moonlight Rainbow Fountain. Von der Banpodaegyo Brücke werden durch zahlreiche Wasserdüsen Fontänen über den Fluss Hangang geschossen und so gesteuert, dass sich im Zusammenspiel mit farbigen Scheinwerfern Regenbogeneffekte ergeben. Dazu erklingen im Banpo Hangang Park am Flussufer (von dem aus man die beste Sicht auf die Wassershow hat) getragene Lieder wie El Condor Pasa von Simon & Garfunkel. Dies alles hört sich spektakulärer an als es in Wirklichkeit ist, aber die Atmosphäre im Park ist wirklich schön. Zudem tragen zwei große, bunt beleuchtete Gebäude auf kleinen Inseln im Fluss Hangang mit ihren Farbwechseln zur Stimmung positiv bei.
Zurück zum Hotel geht es mit einem Taxi. Auch wenn die Strecke innerhalb der Stadt weiter ist, halten sich die Kosten für eine Taxifahrt in angenehm niedrigen Grenzen.
Unser Aussichtstipp: N Seoul Tower
Den besten Blick über die faszinierende Metropole erhascht man auf dem Fernsehturm N Seoul Tower (http://www.nseoultower.co.kr/eng/) auf dem Berg Namsan mitten in der Stadt. Hierfür empfehlen sich die späten Nachmittags- bzw. frühen Abendstunden, wenn die Sonne über Seoul untergeht und das Lichtermeer seine faszinierende Wirkung voll entfalten kann. Mit dem Taxi gelangt man bis zur Talstation der Seilbahn – der Weg hinauf zum N Seoul Tower ist für den allgemeinen Autoverkehr gesperrt. Per Seilbahn zum Turm hinaufzufahren, ist jedoch an einem Wochenende leichter gesagt als getan. Bei unserer Ankunft an der Talstation herrscht bereits ein großer Menschenandrang, der lange Wartezeiten von weit über einer Stunde befürchten lässt – auf unsere Idee scheinen auch viele andere Touristen gekommen zu sein! Bleibt nur eine sinnvolle Alternative: In der Nähe der Talstation beginnt ein 1,2 km langer Weg hinauf zum N Seoul Tower, der über zahllose Treppen führt und somit wesentlich anstrengender, aber trotzdem schneller ist als das langwierige Anstehen an der Seilbahn. Wir quälen uns also die nicht enden wollenden Treppen hinauf zum N Seoul Tower, werden dafür aber mit einer grandiosen Aussicht auf die Millionenstadt und ihre Lichterpracht mehr als entschädigt – die Mühe hat sich gelohnt!
Wer übrigens diesen besonderen Abend mit einem angemessenen Essen krönen möchte, sollte in einem der drei Restaurants des N Seoul Tower rechtzeitig einen Tisch reservieren. Hier kann man zwischen einem koreanischen, italienischen oder höherpreisigen französischen Restaurant wählen – Aussicht jeweils inklusive. Oder man genießt einfach nur einen Cocktail in der Sky Lounge namens „N Terrace“.
Unser Übernachtungstipp Nr. 1: Four Seasons Hotel Seoul
Das 5-Sterne-Hotel im Stadtteil Jongno-gu hat erst im Jahr 2015 seine Türen geöffnet, und wir konnten von einem Eröffnungsangebot profitieren – die Standardpreise des Hotels sind ziemlich gehoben! Schon in der Lobby zeigt sich, wo die Reise hingehen wird: Alles ist edel ausgestattet, das Flair ist zeitlos elegant, und die Zimmer sind mit allem eingerichtet, was das Leben im Hotel sehr angenehm macht. Wir haben die Executive Suite gebucht, die für bis zu vier Personen geeignet ist – hier gibt es zusätzlich zu den übrigen Annehmlichkeiten einen umwerfenden Blick auf den Gyeongbokgung Palace und einen Zugang zum exklusiven Executive Club mit angeschlossener Lounge. Dort werden morgens das kleine, aber feine Frühstücksbüffet, am frühen Nachmittag der Afternoon Tea und danach sehr leckere Hors d’oeuvres mit freien Getränken (u.a. Cocktails) bis in den Abend hinein serviert. Zu den weiteren Leistungen im Rahmen der Buchung einer Executive Suite zählen ein unbegrenzter kostenloser Zugang zum Highspeed Internet, ein Bügelservice und Valet Parking über Nacht.
Die Suite bietet sehr viele Annehmlichkeiten: eigenständiger Wohnbereich (inkl. großem Sofa-Bett) und separates Schlafzimmer mit jeweils eigenem großem LCD-Bildschirm, Badezimmer mit Badewanne (mit ebenfalls tollem Blick durch die vom Boden zur Decke reichenden Fenster) und ausgefeilter Toilette mit vielen Zusatzfunktionen (Sitzheizung, Bidet u.a.), Kaffee-Kapselmaschine u.v.m.
Außerdem verfügt das Hotel über einen ausgedehnten Fitnessbereich mit unzähligen Fitnessgeräten und eine große Schwimmhalle mit Whirlpool.
Unser Übernachtungstipp Nr. 2: Rakkojae Seoul
Wer auf der Suche nach einer ganz besonderen, landestypischen Unterkunft ist, der landet unweigerlich in einem Hanok, dem Pendant zum japanischen Ryokan. Das Rakkojae Hanok liegt im dazu passenden Viertel von Seoul: im Bukchon Hanok Village im Stadtteil Jongno-gu zwischen zwei großen Palastanlagen. Vom angepriesenen „luxuriösen“ Hanok kann jedoch keine Rede sein: vielleicht komfortabler als andere Hanoks wegen Klimaanlage, LCD-TV, Safe und Kühlschrank, aber keinesfalls Luxus – und vom Innenausbau her lassen die Liebe zum Detail und schlussendlich auch die Sauberkeit zu wünschen übrig. Wir haben das separate Haus gebucht, das über zwei Schlafzimmer, zwei Bäder und ein „Wohnzimmer“ verfügt. Die Zimmer könnten kaum kärglicher ausgestattet sein: auf dem Fußboden liegende Matratze(n), Kommode – fertig! Im Wohnzimmer ist es nicht viel anders – ein halbhoher Tisch mit vier Stühlen (Platznehmen im Schneidersitz), Klimaanlage und zwei Schränke – das war’s! All dies hätten wir noch akzeptiert, aber für den gehobenen Preis hätten wir beim Pflegezustand des Hanoks mehr erwartet. Zumindest ist es originell und liegt zudem günstig für Unternehmungen in der Stadt; so ist die nächste U-Bahn-Station nur rund 200 Meter entfernt.
Unser Fazit
Seoul ist eine faszinierende Stadt mit einer großen Palette an entdeckenswerten Bauten und Einrichtungen zwischen Moderne, Stil und Tradition. Der Mix aus digitaler Welt und analogem Lebensgefühl hat uns in seinen Bann gezogen. Was uns zusätzlich beeindruckt hat: Die Südkoreaner sind ein überaus freundliches und zuvorkommendes Volk, und wir haben uns zu jeder Zeit sicher und geborgen gefühlt – nicht umsonst gilt Seoul als eine der sichersten Städte weltweit. Auch wenn die Verständigung bisweilen nur mit Händen und Füßen funktioniert, kamen wir immer zum Ziel. Wir können Seoul, aber auch ganz Südkorea, allen wärmstens empfehlen, die ein besonderes, noch nicht touristisch überladenes Reiseziel suchen und bereit sind, die Urlaubsplanung in weitgehender Abwesenheit von Pauschalreisen selbst in die Hand zu nehmen. Die Mühe lohnt sich auf jeden Fall!
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